Montag, 21. Mai 2007

Vom Loslassen

Ich habe heute meinen Job verloren.
Aber das ist nicht schlimm. Schlimm ist das mein Opa einen grausam Kampf gegen den Tod führt denn er nicht gewinnen kann.Wieso soll ich mich darüber aufregen nicht mehr beim selben Arbeitgeber beschäftigt sein zu können? Ich habe es doch gut. Ich habe ein Dach über dem Kopf, einen geschulten Verstand und bin gesund. Ich muss mir keine Sorgen machen. Ich find wieder ein Job... Für mein Problem gibt es eine Lösung! Ich muss mich nur anstrengen und positiv denken und alles wird gut. Bei Opa ist gerade das Gegenteil der Fall. Er muss akzepieren loszulassen und einsehen dass jede Bemühung weiterzu leben nur eine unendliche Qual ist - nicht gerade einfach für einen Mann dessen Stolz ihn ein Leben lang auszeichnete. Es ist beschämend zu hören wie der alter Mann im Bett liegt und versucht mit letzter Kraft dem Tode zu entkommen, während ich zum Teil nicht mal die Kraft für die einfachsten Dinge aufbringen kann. So traurig die Tatsache seines baldigen Ablebens auch ist, so zeig sie mir doch auf wie sehr ich das Leben - und mich selbst - die letzte Zeit vernachlässigt habe. Ich habe ihn schon so lange nicht mehr gesehen, dass ich ihn noch als gesunden, robusten Brumbär auf der Couch in Erinnerung habe. Meine Mutter hat mir gesagt er liege im Spitalbett, abgemagert bis auf die Knochen. Ich mache mir Vorwürfe dass ich meine Grosseltern nicht öfters besucht habe, doch nun kann ich ihn nicht sehen - es würde mir das Herz brechen. Ich möchte ihn in Erinnerung behalten so wie er war, die letzten 25 Jahre seines Lebens: Gesund, laut und brummelig. Wenn ich nun dieses Bild zerstöre, so kommt es mir vor, zerstöre ich auch ein Teil vom ihm. Denn wenn mich meine Kinder mal fragen wie mein Opa so war, dann erzähle ich ihnen wie er mich mitgenommen hat zu den Schafen oder wie ich mit ihm auf dem Roller fahren durte, ich erzähle von seiner dicken Wampe die er bekam nachdem er mit dem Rauchen aufgehört hat und meine Augen werden dabei glänzen, denn das wird das Bild sein das ich dann vor Augen habe und nicht einen kranken alten, sterbenen Mann. Ich habe zwar nicht die Kraft ihm in die Augen zu sehen und ihm beizusehen, doch ich werde mich um all die Kümmern die er zurückgelassen hat. Ich were dann stark sein wenn sie nicht mehr können. Ich werde ihnen zeigen wie vertvoll das Leben ist, und sie bitten Dein Leben zu feiern statt Deinen Tod zu beweinen - Opa, das verspreche ich Dir!